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Politik auf den Philippinen – Teil 2

  • jpieper051
  • 25. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Willkommen zum zweiten Teil meines Blogeintrags über die Politik auf den Philippinen. Wie auch beim letzten Mal: Ich schreibe hier nicht als Experte, sondern teile persönliche Eindrücke, Beobachtungen und Gespräche – vor allem mit Menschen, die hier in Alegria leben. Ich hoffe, ich kann euch mit diesem Einblick eine Perspektive vermitteln, die über das hinausgeht, was man sonst so in den Nachrichten liest.



Duterte vs. Marcos: Vom Bündnis zur Rivalität

In diesem Teil geht’s weniger um die lokale Ebene, sondern mehr um die großen Namen und Machtverhältnisse auf nationaler Ebene. Zwei Familien, die das politische Geschehen auf den Philippinen in den letzten Jahren stark geprägt haben, stehen inzwischen im offenen Konflikt: die Dutertes und die Marcos-Dynastie.

2022 traten Ferdinand „Bongbong“ Marcos Jr. – Sohn des langjährigen Diktators

und Sara Duterte – Tochter des früheren Präsidenten Rodrigo Duterte

gemeinsam zur Wahl an. Ihre Allianz wirkte zunächst stark: Marcos wurde Präsident, Duterte Vizepräsidentin. Unterstützt wurden sie von ihren Familien und einer Wählerschaft, die sich Stabilität und klare Führung wünschte.

Doch kaum war die Wahl vorbei, zeigten sich erste Risse. Besonders in der Drogenpolitik und beim Umgang mit internationalen Partnern gingen die Meinungen auseinander. Während Rodrigo Duterte während seiner Amtszeit extrem hart gegen Drogenkriminalität vorging, distanzierte sich Marcos Jr. zunehmend von dieser Linie. Statt wie Duterte eng mit China zu arbeiten, öffnete sich Marcos wieder stärker den USA.

Die Spannungen verschärften sich schließlich so sehr, dass Duterte öffentlich gegen Marcos wetterte – und ihm sogar Drogenkonsum unterstellte. Eine schwerwiegende Anschuldigung in einem Land, in dem das Thema nicht nur politisch, sondern hoch emotional ist.


Dutertes „War on Drugs“ – ein Krieg mit vielen Opfern

Rodrigo Duterte ist für die Philippinen immer noch eine prägende Figur – nicht zuletzt wegen seines radikalen Kurses gegen Drogen. Schon als Bürgermeister von Davao City war er für seinen kompromisslosen Umgang mit Kriminalität bekannt. Davao wurde unter seiner Führung eine der sichersten Städte Südostasiens.

Diesen Ansatz trug er später ins ganze Land: Der „War on Drugs“ unter seiner Präsidentschaft forderte rund 30.000 Tote. Die meisten starben ohne Prozess, oft durch außergerichtliche Tötungen. Menschenrechtsorganisationen übten weltweit heftige Kritik – doch viele Filipinos verteidigten ihn. Duterte sei einer der wenigen Präsidenten gewesen, der wirklich Änderung gebracht habe. Oft ist die Hauptkritik an der Politik, dass sie einfach nichts macht. Das sei unter Duterte sehr anders gewesen.

Wenn euch das Thema interessiert, schaut euch unbedingt diese Doku an – sie zeigt die Perspektive der Betroffenen und die Realität auf den Straßen viel besser, als ich es hier beschreiben könnte:▶️ https://youtu.be/qugduxazBBg?si=QLHoVDYla96bwIuM

Was dabei auffällt – und auch viele hier selbst sagen: Der Krieg gegen Drogen war oft auch ein Krieg gegen die Armen. Die wirklich großen Hintermänner wurden selten angefasst, während einfache Leute, die in schwierigen Verhältnissen leben, das meiste Risiko trugen. Präventive Maßnahmen, soziale Programme oder langfristige Lösungen gab es kaum.


Zwischen Frust, Misstrauen und Hoffnung

Was ich in Gesprächen immer wieder mitbekomme: Die Menschen auf den Philippinen stecken in einer wahnsinnig komplizierten Situation. Korruption, schlecht funktionierende staatliche Strukturen und Vetternwirtschaft sind für viele Alltag. Die Politik fühlt sich für viele weit weg an – oder wie ein Spiel der Mächtigen, das mit ihrem Leben wenig zu tun hat.

Gleichzeitig wünschen sich so viele hier nur eins: eine Regierung, die funktioniert. Nicht perfekt, nicht revolutionär – sondern einfach eine Verwaltung, die Schulen baut, für sauberes Trinkwasser sorgt, das Gesundheitswesen stärkt und den Alltag ein Stück gerechter macht. Viele sind müde von großen Versprechen und wünschen sich stattdessen Verlässlichkeit. Diese Sehnsucht nach Ordnung, Klarheit und Führung ist auch ein Grund, warum Figuren wie Duterte so viel Zuspruch bekommen – selbst wenn sein Kurs international stark kritisiert wird.


Wie sehen die Menschen Duterte heute?

Rodrigo Duterte bleibt eine polarisierende Figur. In konservativen und sicherheitsorientierten Kreisen ist er nach wie vor sehr beliebt. Viele sagen: „Wenn man nichts mit Drogen zu tun hat, passiert einem auch nichts.“ Viele sagen, dass unter Duterte die Philippinen sicherer gewesen sein.

Auch in meinem persönlichen Umfeld – unter Freunden, Bekannten – gibt es viele, die ihn offen unterstützen. Manche haben aktuell dieses Banner als Profilbild, als Zeichen des Protests gegen die Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.



Natuerlich gibt es auch Proteste gegen Duterte
Natuerlich gibt es auch Proteste gegen Duterte

Ich merke, wie wichtig es ist, zuzuhören und zu verstehen, warum viele Menschen ihn trotz aller Kritik weiterhin unterstützen – gerade aus dem Gefühl heraus, dass unter seiner Führung zumindest etwas passiert ist. Gleichzeitig sehe ich seine Politik sehr kritisch, besonders, was die Menschenrechte betrifft. Es ist für mich ein inneres Ringen zwischen dem Versuch, nicht vorschnell zu urteilen, und dem Wunsch, eine klare Haltung zu finden.


Bilder, die bleiben

Zum Schluss möchte ich noch einige eindringliche Bilder empfehlen – aufgenommen von einer philippinischen Fotografin, deren Arbeit mich wirklich tief berührt hat. Sie zeigen die Realität des „War on Drugs“ auf eine Weise, die man schwer in Worte fassen kann. Die Fotos sind hart, stellenweise sehr brutal – aber sie sind wichtig. Für mich persönlich waren sie ein Augenöffner. Sie helfen, das ganze Ausmaß zu begreifen – nicht über Statistiken, sondern über Gesichter, über echte Menschen.


















 
 
 

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